Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, so ist im Grunde genommen die gesamte Familie betroffen. Wie nun aber kann ein Umgang mit der Erkrankung sein, wenn die Kinder noch im Haus sind? In welchem Mass ist es sinnvoll, über die Erkrankung zu sprechen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Familie? In welchem Umfang zentriert sich das familiäre Leben nun um den Patienten/ die Patientin?

Auch wenn kleine Kinder die komplexen Zusammenhänge noch nicht verstehen mögen, so reagieren sie dennoch äusserst sensibel  auf Veränderungen.  Kinder kennen ihre Eltern in- und auswendig.  Sie werden nicht durch Schweigen geschont. Es kann sogar viel eher sein, dass ein Kind es auf sich bezieht, auf eigenes Fehlverhalten, wenn sich Mutter oder Vater verändern, ängstlich, wütend und gestresst sind.

Die Welt verändert sich auch für Jugendliche. Plötzlich ist auch für sie nichts mehr, wie es einmal war. Jugendliche verstehen schon mehr, wissen schon um Krankheit und Leid. Oft versuchen sie dann, den Eltern vieles abzunehmen. Arbeiten mehr im Haushalt mit, pflegen den oder die Kranke, wollen nicht mehr aus dem Haus. Sie haben Angst vor den Konsequenzen, davor, Vater oder Mutter zu verlieren. Sie sind auch in ihrem sozialen Umfeld isoliert, denn so recht können die Freunde diese Situation nicht verstehen. Die Leistungen in der Schule können schlechter werden.

Manche Kinder stellen ihre eigenen Bedürfnisse vollkommen zurück, bis dahin, dass sie diese nicht mehr wahrnehmen.  Sie sind auf eine Art gefordert, die noch nicht zu ihrem Alter passt.

Gespräche, ehrliche und dem Alter angemessene Kommunikation ist immens wichtig.  Kinder wollen Bescheid wissen. Um über ihre Ängste sprechen zu können, müssen die Eltern es auch tun. Ein stabiler Alltag muss soweit es irgendwie geht gehalten werden. Arbeiten werden vielleicht anders aufgeteilt. Dennoch: auch der Freiraum für die Kinder ist wichtig. Sie brauchen ihre sozialen Kontakte, ihre ganz eigenen Aktivitäten.

Suchen Sie sich Beratung darüber, wie mit einer Krebserkrankung in der Familie  umgegangen werden kann. Es ist ein schönes Bild, dass die Familie enger zusammenrückt und alles gut wird. Aber es ist von der Realität meistens weit entfernt. Schwelende Konflikte sind nicht auf einmal weg. Jeder Beteiligte reagiert auf diese Situation in seiner eigenen Art und aus unbewussten Motiven heraus. Zuwendung, Ablehnung, Agression und Traurigkeit – die gesamte Bandbreite menschlicher Reaktion ist möglich und sollte auch erlaubt sein.  Natürlich überfordert das die Betroffenen zuweilen. Aber mit Hilfe von aussen und einem ehrlichen Umgang miteinander kann es sein, dass eine Krebserkrankung tatsächlich Familienbande stärkt. Alle können dann daran wachsen.